
02.10.25 // 17 Uhr // Vom Hauptbahnhof bis zum Halitplatz //
Vor über 121 Jahren erhoben sich die Ovaherero und Nama in Namibia (damals Deutsch-Südwestafrika) gegen die brutale Kolonialherrschaft der Deutschen. Ihr Widerstand gegen Vertreibung, Zwangsarbeit und Landraub war ein Akt der Selbstbehauptung gegen koloniale Gewalt und Rassismus. Am zweiten Oktober 1904 erteilte der dort eingesetzte deutsche Militärleutnant im Namen der Reichsregierung und des Kaisers den Vernichtungsbefehl. Dessen Umsetzung von 1904–1908 gilt als der erste systematisch durchgeführte Genozid des 20. Jahrhunderts – bis heute bleiben die Verbrechen Konsequenzen los, bis heute fehlen echte Anerkennung und Gerechtigkeit. Die San und die Damara zählen ebenfalls zu den betroffenen Gruppen, die unter dem deutschen und auch dem südafrikanischen Kolonialregime litten.
Kolonialismus ist keine Angelegenheit der Vergangenheit, koloniale Kontinuitäten prägen unsere Gegenwart – in Deutschland, in Namibia und weltweit. Die Frage nach einer gerechten Verteilung von Land ist in Namibia brandaktuell, so befinden sich immer noch über 50% der landwirtschaftlich nutzbaren Flächen im Besitz einer kleinen Schicht von überwiegend weißen Farmern. Die BRD entschuldigte sich zwar für die begangenen Verbrechen, erkannte den Vernichtungskrieg gegen die Nama und Ovaherero im Rahmen eines Versöhnungsabkommens 2021 offiziell als Völkermord an und vereinbarte die Zahlung von 1,1 Milliarden Euro über 30 Jahre an die namibische Regierung, jedoch nicht in Form einer rechtlich bindenden Entschädigung. Die BRD möchte keinen Präzedenzfall schaffen, der als Vorbild für die Entrichtung von Reparationszahlungen dienen könnte – ein Anliegen was die BRD mit den anderen ehemaligen Kolonialmächten teilt.
Auch rassistische Gewalt ist leider kein Relikt der Vergangenheit. Ob durch Polizeigewalt, rechte Terroranschläge, Abschottung an den Außengrenzen oder koloniale Raubkunst in deutschen Museen: Die Logiken von Ausgrenzung und Abwertung wirken fort. Militarisierung verschärft diese Verhältnisse – Milliarden fließen in Aufrüstung, während Menschenleben im Mittelmeer geopfert werden. Diese Gewalt steht in direkter Kontinuität zum Kolonialismus, in dem rassistische Hierarchien mit militärischer Gewalt durchgesetzt wurden. Unser Gedenken verbindet deshalb die Erinnerung an den Aufstand der Ovaherero und Nama mit dem Widerstand gegen Rassismus und Militarisierung heute.
Wir treffen uns am 02.10. um 17 Uhr am Hauptbahnhof, dort werden sich uns unsere Mitstreiter*innen aus Göttingen und Witzenhausen anschließen. Der Protestzug in Kassel ist Teil des Aktionstages „Gegen jeden Kolonialismus!“. Um 10 Uhr startet bereits die erste Aktion in Göttingen, um 13 Uhr geht es weiter in Witzenhausen, den Abschluss bildet die Demo in Kassel.
Beiträge bei der Demonstration in Kassel:
- Paul Thomas – Nama Traditional Leaders Association
- Mduduzi Khumalo – Plus X Blackdefinitionmatters Global Unlearning Art + Awareness
- Rheinmetall Entwaffnen Kassel
- Students for Palestine Kassel
- Soligruppe B. Efe 09
- Kassel Postkolonial
Mehr Infos zum Aktionstag: https://gegenjedenkolonialismus.noblogs.org/
Für das Gedenken an den Widerstand der Ovaherero und Nama.
Für ein Ende von Militarisierung und rassistischer Gewalt!
📣 Wir freuen uns wenn ihr zahlreich zur Demonstration erscheint!